Die Entstehung der Hagelisten
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Pate stand bei der Gründung beider Gesellschaften ein Streit, nicht um ein Mädchen, nicht um einen zweifelhaften Königsschuß, auch nicht um die Art der Verwendung von Geldern für ,,Schüttenbeer”. Nein, es ging um die Stellung eines ,,Diskjockey” oder besser um die Frage, wer von zwei Musikern als Solist oder als Bandleader aufspielen sollte. “Unner de Rohde” oder im ,,Musikschuppen”. Die Fanclubs der beiden Gründungspaten (Äspaten!) hießen bald ,,Hagelisten” und ,,Teupisten” oder ,,Teupianer”, dann allgemein ,,Teupen” - nach ihren Fans, dem Musikus Franz Teupe und dem Musikus Josef Hagel.
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Wer war Josef Hagel?
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Das Amt der ,,Fürstbischöflich-Münsterischen Vögte” lag lange Zeit in der Familie Winninghoff. Im Jahre 1785 übernahm Joan Hermann Hagel dieses Amt. Seine Familie war seit langem in Emsdetten ansässig. Ihr Stammbaum läßt sich hier bis um 1600 zurückverfolgen. Joan Hermann Hagel hatte acht Kinder. Sein zweitältester Sohn Joan Bernd Felix Hagel folgte seinem Vater 1804 in das Amt des Vogtes, das beide auch unter dem Herzog von Looz-Corswaren ausübten, jedoch nicht mehr während der Franzosenherrschaft, die einen ,,Maire” einsetzten. Joan Hermann Hagel war also Kirchspielvogt und “substituierter Führer”, so eine Art Bürgermeister. Seine Aufgaben waren vielgestaltig und schwierig. So wurde ihm z. B. für das Jahr 1798 von den Kirchspielsherren bei der Jahresabrechnung eine besondere Zulage von zehn Talern bewilligt “für seine außerordentliche Mühewaltung bei vorgewesenen Kriegsunruhen”. Ab der preußischen Zeit sind die Bürgermeister bekannt, von denen einer der herausragende, bekanntlich legendäre Bürgermeister Speckmann war, der sich für die Schützengesellschaften höheren Orts immer besonders eingesetzt hatte. Das siebte Kind von Joan Hermann Hagel und seiner Frau Anna Gertrud Ohde war Joan Bernd Joseph Hagel der im landläufigen Sinne als Gründer der Hagelisten-Schützengesellschaft gilt. Er ist am 21. Dezember 1781 zu Emsdetten geboren und starb dort am 16. Dezember 1867. Er hatte sieben Kinder. Zwei Generationen später ist diese Hagel-Linie im Mannesstamm ausgestorben. Die Angehörigen der Familie Untiedt, Lange Straße, sind durch Einheirat noch heute die direkten Nachfahren des Gründers der Hagelisten. Sie besitzen sogar noch die Geige, die Joan Bernd Joseph Hagel als Instrument benutzte. Die Geige befindet sich als Leihgabe im Emsdettener Heimatmuseum. Die in Emsdetten lebenden Angehörigen der verschiedenen Familien Hagel sind alle Nachfahren des Joan Bernd Felix Hagel, also eines Bruders des Gründers.
Joan Bernd Joseph Hagel war nach den alten, noch vorhandenen Urkunden der Familie Hagel von Beruf ,,Taxator und Musikus”. Daneben hat er sich wohl wie fast alle Dorfbürger in der häuslichen Landwirtschaft sowie in ,,Manufaktur und im Eisenkaufladen” seines Vaters und später seines Bruders betätigt.
Neben dem Kirchspiels-Vogelschießen und dem Schießen der Dörfer-Männer gab es auch ein Schießen der Dörfergesellen. Das Kirchspiels-Vogelschießen hatte mit den Schnatgängen sein Ende genommen als jeder Schützenbruder selbst seine vergnügliche Zeche bezahlen mußte. Das Schießen der Dörfer-Männer war viel später entstanden, ging dann wieder ein und lebte hinterher für eine kurze Zeit wieder auf.
Einem Bericht des damaligen Bürgermeisters Speckmann von Emsdetten an den Herrn Landrat Coermann zu Borghorst kann man entnehmen, daß die Dörfergesellen (Düörper-Jungs) sich jährlich zum Schützenfest mit dem Vogelschießen und sonstigen Veranstaltungen zusammenfanden. Zu dem Fest, an dem sich fast sämtliche Junggesellen des Dorfes beteiligten, spielte der Musikus Franz Teupe allein auf. Hingegen wünschte eine Partei der Junggesellen, daß ein gewisser Josef Hagel aus dem hiesigen Dorf ebenfalls mitspielen sollte. Die Wahl zwischen diesen beiden damaligen Unterhaltern veranlaßte die Trennung des seit Jahren bestehenden Schützenvereines. Der Bericht des Bürgermeisters aus dem Jahre 1824 sollte zu dessen Trennungsurkunde werden. So  wurden die entzweiten Schützenbrüder Hagel und Teupe Namensgeber der Hagelisten- und Teupen-Schützengesellschaft und das Jahr 1824 Geburtsjahr beider Gesellschaften.
Jede Partei mit ihrem Musikus verlangte, so hart war der Streit, ein eigenes Schützenfest.
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